Immer öfter finden Waldökologen Restvorkommen von Waldarten, die isoliert in intensiv bewirtschafteten Wäldern liegen. Und das nicht nur in Naturwaldreservaten. Oft fehlt der Austausch solcher Vorkommen untereinander, so dass ein Erlöschen der Restpopulation droht.
Hier setzt der Begriff des Trittsteins an: Wenn beispielsweise ein Holz bewohnender Käfer seine Verwandten am anderen Ende des Waldes besuchen will, muss er eventuell zwischendurch einen Rastplatz aufsuchen. Und schon erklärt sich der Begriff „Trittstein“. So wie der Wanderer beim Überqueren eines Baches Trittsteine nutzt, kann das kontaktfreudige Käfermännchen einen Biotopbaum oder einen Waldtrittstein nutzen – nicht nur zum Rasten. Trifft er zufällig auf ein Weibchen, welches unternehmungslustig von der anderen Waldseite anfliegt, dann können die beiden vielleicht eine Familie gründen und eine Satellitenpopulation aufbauen, die in den nächsten Jahren nach allen Seiten wieder ihre Nachkommen schickt. Deshalb der Begriff Trittsteinkonzept.
Das Trittsteinkonzept besteht aus vier Elementen (s. Kasten), die in einem engen Zusammenhang stehen.
Die vier Elemente des Trittsteinkonzepts
1. Der Biotopbaum
2. Das Totholz
3. Der Waldtrittstein
4. Das Naturwaldreservat
Zentrales Element ist der Biotopbaum oder besser gesagt, das Baummikrohabitat, welches daran entstanden ist. Eine größere Anzahl an Biotopbäumen kann zu einem Waldtrittstein zusammengefasst werden. Spielen noch andere Gesichtspunkte eine Rolle, kann daraus ein Naturwaldreservat werden.
Totholz – ob stehend oder liegend – ist die natürliche Folge des Biotopbaums, wenn dieser ans Ende seines Lebens kommt. Danach dient er jahrzehntelang als stehendes und liegendes Totholz der Waldartenvielfalt als Lebensraum. Einzig das liegende Totholz, welches im Zuge der Holzernte entsteht, fällt aus der beschriebenen Abfolge. Ökologisch wirksam ist es trotzdem.
Das im Forstbetrieb Ebracher entwickelte Trittsteinkonzept ist ein Modell im Rahmen des bayerischen Wegs „Schützen und Nützen“ auf der großen Waldfläche oder Landschaftsebenen. Es ist ein Konzept, welches inzwischen einen europaweiten Bekanntheitsgrad erreicht hat. Bei vielen Exkursionen und Vorträgen wurde es bereits interessierten Waldbesitzern, Naturschützern, Studenten und politischen Entscheidungsträgern vorgestellt.
Jeder Waldbauer, jede Forstfrau und jeder Forstmann, jeder Bürgermeister mit Gemeindewald, jeder Großwaldbesitzer und jede größere Forstverwaltung – sie alle können sich für die Lebensgemeinschaft Wald einsetzen. Ob sie dabei einzelne, einen Teil oder gleich alle vier der genannten Elemente des Trittsteinkonzepts umsetzen – sie werden immer einen Beitrag leisten, die Waldartenvielfalt in unserem Land zu erhalten. Jedes einzelne Element bedeutet Schutz von Lebensraum für Waldtiere, Waldpflanzen und Pilze. Am besten ist es natürlich, wenn in einem Waldgebiet alle vier Elemente umgesetzt werden.